Sonntag, September 03, 2006
Gedanken eines Fischers
"Ausdauer ist konzentrierte Geduld"
Thomas Carlyle
Samstag, 2. September 2006, 05.10 Uhr. Da ich wusste, dass der Samstag ein schöner Tag wird, konzentrierte ich mich schon beim Einschlafen auf eine frühe Tagwache. Meine innere Uhr weckte mich kurz nach fünf. Nach einer sehr strengen Arbeitswoche entschliesse ich mich, meine Batterien auf dem Zürichsee aufzuladen. Natur pur. Noch in der Dunkelheit fahre ich kurz vor sechs Uhr auf dem Obersee in Richtung Linthkanal. Kein einziges Boot ist zu sehen. Ich bin der einzige auf dem See und ich habe das Gefühl, dass der ganze Obersee nun für einige Stunden ganz alleine mir gehört.
Ein leichter Wind kräuselt die Wellen und am Horizont wird es allmählich heller. Der Mürtschenstock, der Fronalpstock und das Glärnischmassiv zeigen ihre Konturen. An einer mir bekannten Stelle werfe ich den Anker und richte in aller Ruhe meine Fischerrute. Nicht nur im Arbeitsprozess, nein - auch beim Fischen müssen Entscheidungen getroffen werden. Welche Rute, welchen Köder, welche Schnurdicke und vieles mehr. Nun sitze ich also da und warte auf den ersten Biss eines hoffentlich kapitalen Fanges. Aber es passiert nichts. Der Tag bricht an, die Sonne geht auf, die ersten Fischerkollegen kommen ebenfalls mit ihren Fischerbooten und ein Schwanenpärchen taucht auf und schaut mich solange an, bis ich ihnen einen Teil meines Frühstückbrotes zuwerfe. Sie stürzen sich darauf und entfernen sich dann ganz gemächlich.
Und während ich so dasitze und auf die Spitze meiner Angelrute starre, gehen mir plötzlich einige Gedanken zum Thema Stellensuche durch den Kopf. Eigentlich hat Fischen sehr viel mit Stellen suchen zu tun.
Stell' dir mal den Arbeitsmarkt als grosses, tiefes und breites Gewässer vor. Du weisst genau, dass es da Fische gibt. Und zumindest einen davon möchtest du fangen. Aber den Fischen (Arbeitgeber) musst du etwas anbieten. Überhaupt musst du dir im Klaren sein, was du überhaupt fischen möchtest. Möchtest du einen grossen Hecht (Grossfirma) oder lieber eine mittgelgrosse Felche (KMU) fangen? Beide sind sehr schmackhaft und ernähren dich zumindest kurzfristig. Doch was hast du anzubieten? Welchen Köder verwendest du? Kunstköder oder Lebendfutter? Betrachte deine Bewerbungsunterlagen als Köder, sozusagen als dein Angebot.
Achtung, da beisst doch einer an? Du wirst zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Nun heisst es, den Fisch an Land zu ziehen. Es gibt da noch andere Fischer, doch dein Köder hat den Fisch überzeugt und er beisst an. Was für den Fischer der Drill (einziehen des Fisches) ist für dich das Vorstellungsgespräch. Mit dem Feumer kannst du den Fisch dann definitiv an Land ziehen. Und nach einem perfekten, überzeugenden Vorstellungsgespräch kannst du vielleicht deine Traumstelle in Form eines Arbeitsvertrages an Land ziehen.
Leider ist es schon bald 15.00 Uhr und es hat noch kein Fisch angebissen. Fische ich am falschen Ort, mit dem falschen Köder? Oder befinden sich die Fische in einer anderen Seetiefe.
Auch fürs Fischen braucht man ein Patent und dazu noch eine ganz gehörige Portion an Erfahrung. Und vor allem, man braucht Ausdauer! Nachdem ich den ganzen Samstag ungefähr 6-8 mal die Position, die Köder und auch die Tiefe geändert habe, wurde ich belohnt.
Nach genau 11 Stunden und 10 Minuten ein Biss. Die Rute beugt sich und mein Adrenalinspiegel steigt. Wow, was habe ich da wohl an meinem Angelhaken. Nach fast fünf Minuten Drill kann ich den fast 50 cm grossen und 960 Gramm schweren Alet feumern. (siehe Bild)
Ich bin überglücklich und mache mich sofort auf den Heimweg. Und heute, Sonntag werde ich den Fisch zubereiten und meinen Anteil an ein wunderbares Nachtessen leisten.
Vielleicht habe ich Dich mit meinen Gedanken angeregt, einmal genauer über deine Situation als "Stellenfischer" nachzudenken. Studiere den Arbeitsmarkt, bestimme immer wieder deinen Standort, bereite verschiedene Köder (Bewerbungsbriefe, CV's, Portfolios usw) vor und fische nicht stur nach einem Prinzip. Überlege Dir, welche Fische anbeissen könnten und berücksichtige auch die saisonalen Gegebenheiten. Sei kreativ, habe Geduld, lerne die Gewässer (den Arbeitsmarkt) besser kennen und du wirst einen Fisch an Land ziehen.
Ich wünsche dir beim "Stellenfischen" viel Erfolg und PETRI HEIL!
Herzliche Grüsse
Heinz Bachmann
Thomas Carlyle
Samstag, 2. September 2006, 05.10 Uhr. Da ich wusste, dass der Samstag ein schöner Tag wird, konzentrierte ich mich schon beim Einschlafen auf eine frühe Tagwache. Meine innere Uhr weckte mich kurz nach fünf. Nach einer sehr strengen Arbeitswoche entschliesse ich mich, meine Batterien auf dem Zürichsee aufzuladen. Natur pur. Noch in der Dunkelheit fahre ich kurz vor sechs Uhr auf dem Obersee in Richtung Linthkanal. Kein einziges Boot ist zu sehen. Ich bin der einzige auf dem See und ich habe das Gefühl, dass der ganze Obersee nun für einige Stunden ganz alleine mir gehört.
Ein leichter Wind kräuselt die Wellen und am Horizont wird es allmählich heller. Der Mürtschenstock, der Fronalpstock und das Glärnischmassiv zeigen ihre Konturen. An einer mir bekannten Stelle werfe ich den Anker und richte in aller Ruhe meine Fischerrute. Nicht nur im Arbeitsprozess, nein - auch beim Fischen müssen Entscheidungen getroffen werden. Welche Rute, welchen Köder, welche Schnurdicke und vieles mehr. Nun sitze ich also da und warte auf den ersten Biss eines hoffentlich kapitalen Fanges. Aber es passiert nichts. Der Tag bricht an, die Sonne geht auf, die ersten Fischerkollegen kommen ebenfalls mit ihren Fischerbooten und ein Schwanenpärchen taucht auf und schaut mich solange an, bis ich ihnen einen Teil meines Frühstückbrotes zuwerfe. Sie stürzen sich darauf und entfernen sich dann ganz gemächlich.
Und während ich so dasitze und auf die Spitze meiner Angelrute starre, gehen mir plötzlich einige Gedanken zum Thema Stellensuche durch den Kopf. Eigentlich hat Fischen sehr viel mit Stellen suchen zu tun.
Stell' dir mal den Arbeitsmarkt als grosses, tiefes und breites Gewässer vor. Du weisst genau, dass es da Fische gibt. Und zumindest einen davon möchtest du fangen. Aber den Fischen (Arbeitgeber) musst du etwas anbieten. Überhaupt musst du dir im Klaren sein, was du überhaupt fischen möchtest. Möchtest du einen grossen Hecht (Grossfirma) oder lieber eine mittgelgrosse Felche (KMU) fangen? Beide sind sehr schmackhaft und ernähren dich zumindest kurzfristig. Doch was hast du anzubieten? Welchen Köder verwendest du? Kunstköder oder Lebendfutter? Betrachte deine Bewerbungsunterlagen als Köder, sozusagen als dein Angebot.
Achtung, da beisst doch einer an? Du wirst zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Nun heisst es, den Fisch an Land zu ziehen. Es gibt da noch andere Fischer, doch dein Köder hat den Fisch überzeugt und er beisst an. Was für den Fischer der Drill (einziehen des Fisches) ist für dich das Vorstellungsgespräch. Mit dem Feumer kannst du den Fisch dann definitiv an Land ziehen. Und nach einem perfekten, überzeugenden Vorstellungsgespräch kannst du vielleicht deine Traumstelle in Form eines Arbeitsvertrages an Land ziehen.
Leider ist es schon bald 15.00 Uhr und es hat noch kein Fisch angebissen. Fische ich am falschen Ort, mit dem falschen Köder? Oder befinden sich die Fische in einer anderen Seetiefe.
Auch fürs Fischen braucht man ein Patent und dazu noch eine ganz gehörige Portion an Erfahrung. Und vor allem, man braucht Ausdauer! Nachdem ich den ganzen Samstag ungefähr 6-8 mal die Position, die Köder und auch die Tiefe geändert habe, wurde ich belohnt.

Ich bin überglücklich und mache mich sofort auf den Heimweg. Und heute, Sonntag werde ich den Fisch zubereiten und meinen Anteil an ein wunderbares Nachtessen leisten.
Vielleicht habe ich Dich mit meinen Gedanken angeregt, einmal genauer über deine Situation als "Stellenfischer" nachzudenken. Studiere den Arbeitsmarkt, bestimme immer wieder deinen Standort, bereite verschiedene Köder (Bewerbungsbriefe, CV's, Portfolios usw) vor und fische nicht stur nach einem Prinzip. Überlege Dir, welche Fische anbeissen könnten und berücksichtige auch die saisonalen Gegebenheiten. Sei kreativ, habe Geduld, lerne die Gewässer (den Arbeitsmarkt) besser kennen und du wirst einen Fisch an Land ziehen.
Ich wünsche dir beim "Stellenfischen" viel Erfolg und PETRI HEIL!
Herzliche Grüsse
Heinz Bachmann