Sonntag, Oktober 01, 2006
Pech gehabt!
Eine unglaubliche Geschichte aus der Balgrist-Klinik
Im März dieses Jahres erschien mein Blog unter dem Titel "Glück gehabt". Was mir jedoch in der zweitletzten Septemberwoche in der Uniklinik Balgrist passiert ist, kann man durchaus in der Kategorie "Pech gehabt" ablegen. Nun aber schön der Reihe nach.
Nachdem mir ja vor einem Jahr nach einer Hüftgelenkoperation in der Klinik im Park die Gelenkkugel drei Mal aus der Gelenkpfanne gefallen ist (Luxation), entschloss ich mich im Juni für eine Hüftgelenk-Revision. Ob ein Arztfehler vorliegt, wird nun von den Rechtsanwälten der Patientenorganisation abgeklärt. Am 2. Juni wurde mir das Hüftgelenk, die Gelenkkugel und der ganze Schaft ausgewechselt. Die Operation verlief einwandfrei, doch der Schmerz lies nicht nach und ich konnte auch nach zwölf Wochen immer noch nicht einwandfrei gehen. Deshalb riet mir der operierende Arzt, drei Drähte und eine Schraube zu entfernen, damit ich wirklich alle Muskeln und Weichteile wieder ordentlich aufbauen könne.
Am 19. September 2006 war es dann soweit. Ich sollte morgens um 06.30 Uhr nüchtern in Balgrist eintreten. Pünktlich erschien ich, aber die Patientenaufnahme war noch geschlossen. Ich meldete mich am Empfang und man bat mich, mich auf der Station F zu melden. Dort angekommen teilte mir die Stationsschwester mit, dass sie kein Zimmer frei hätte und ich mich bis 10.00 Uhr gedulden müssen. "Ich werde aber gemäss Aufgebot um 08.00 Uhr operiert und bin nüchtern!". Nach einem Blick auf den Operationsplan stellten wir fest, dass ich erst gegen 15.00 Uhr operiert werde, da mein Arzt noch 3 Operationen vor mir durchführen werde. "Ja, super!" sagte ich. Ich hatte seit dem Vorabend 22.00 Uhr nichts mehr gegessen. "Man hat vergessen, Ihnen den neuen Operationstermin bekannt zu geben. Aber Sie können sich solange in einem Untersuchungszimmer aufhalten!" Als ich dies verweigerte suchte man mir im Hause ein neues Einzelzimmer. Man wurde in der Paraplegikerabteilung fündig. Kaum dort angelangt, kam eine Schwester ins Zimmer und wollte mir Stützstrümpfe und ein Operationshemd anziehen. Aber auch das wollte ich nicht , da es ja noch acht Stunden bis zur Operation dauern würde.
Um 15.00 Uhr wurde ich dann operiert. Es schien alles gut gelaufen zu sein. Als mich der Chirurg um 17.00 Uhr im Zimmer besuchte, fragte ich ihn, ober die Röntgenbilder gesehen habe. Er sagte mir, dass er bis jetzt noch keine Zeit gehabt hätte, aber er werde dies gleich nachholen. Achtung! Jetzt kommts! Eine Stunde später kam er ganz schüchtern in mein Zimmer und zeigte mir ein Röntgenbild. Ich erschrak.
Da war ja noch ein Draht zu sehen. Verdutzt gab der Arzt zu, einen Draht übersehen zu haben. "Das gibts doch nicht, Sie wollen mich nur ärgern!" Nein, es war die Wahrheit. Er hatte einen Draht übersehen und schlug mir vor, diesen in ca. 6 Wochen in einer weiteren Operation zu entfernen. Da ich gar nicht begeistert war, einigten wir uns, dass ich am nächsten Tag nochmals operiert werde. Aber wenigstens ein Arzt, der einen Fehler zugeben kann, dass rechne ich ihm sehr hoch an. Ich habe ja schliesslich auch schon eine Diskette im Laufwerk meines PC's vergessen rauszunehmen. Nun gut. Am nächsten morgen wurde ich erneut operiert (4. Operation!). Leider wurde mir das "Ruhemittel", welches vor jeder Operation abgegeben wird erst kurz vor der Operation verabreicht. Und als der Narkosearzt die Spritze an meinem Rückgrat ansetzte, verspürte ich grossen Schmerz. Der Narkosearzt meinte, das Mittel wurde zu spät gegeben und wirke noch nicht voll. "Pech gehabt!" Nein, dass dachte ich in diesem Moment nicht. Denn die Nadel war schon halb drin. Es gab kein zurück mehr. Nach 2 Minuten wurde ich dann unempfindlich. Noch während der Operation sagte ich zum Chirurgen. "Ich will den Draht aber sehen, wenn Sie ihn draussen haben!" "Ja, sicher, sie bekommen alle Drähte und die Schraube fein säuberlich gereinigt auf ihr Zimmer!" Ein schlechter Trost, aber immerhin konnte ich mich dann auch anhand eines weiteren Röntgenbildes versichern, dass ich jetzt "wireless" bin.
Die Pechsträhne lies nicht nach. Im Aufwachraum verletzte mich eine Schwester beim Legen des Katheters so schwer, dass ich während längerer Zeit stark blutete und der Katheter wieder entfernt werden musste. Nach einer Stunde wollte mir ein Urologe einen Dauerkatheter legen und mich weitere 3 Tage im Spital behalten. Nun hatte ich aber genug und bestand darauf, mich mit Antibiotika und einer "Always für den Mann" nach Hause zu entlassen. Nach 2 Tagen Spitalaufenthalt, die ich nie vergessen werden, genoss ich zusammen mit meiner Frau zuhause ein herrliches Nachtessen.
Da ein Tag in der Balgristklinik 3'000.00 kostet, habe ich wenigstens die Gesundheitskosten um 9'000.00 reduziert. Das waren die schlimmsten 2 Tage in einem Spital. Ich hatte eben "Pech gehabt" Aber meine Devise lautet:
"What doesn't kill me, makes me stronger!"
Herzliche Grüsse
Heinz Bachmann
Im März dieses Jahres erschien mein Blog unter dem Titel "Glück gehabt". Was mir jedoch in der zweitletzten Septemberwoche in der Uniklinik Balgrist passiert ist, kann man durchaus in der Kategorie "Pech gehabt" ablegen. Nun aber schön der Reihe nach.
Nachdem mir ja vor einem Jahr nach einer Hüftgelenkoperation in der Klinik im Park die Gelenkkugel drei Mal aus der Gelenkpfanne gefallen ist (Luxation), entschloss ich mich im Juni für eine Hüftgelenk-Revision. Ob ein Arztfehler vorliegt, wird nun von den Rechtsanwälten der Patientenorganisation abgeklärt. Am 2. Juni wurde mir das Hüftgelenk, die Gelenkkugel und der ganze Schaft ausgewechselt. Die Operation verlief einwandfrei, doch der Schmerz lies nicht nach und ich konnte auch nach zwölf Wochen immer noch nicht einwandfrei gehen. Deshalb riet mir der operierende Arzt, drei Drähte und eine Schraube zu entfernen, damit ich wirklich alle Muskeln und Weichteile wieder ordentlich aufbauen könne.
Am 19. September 2006 war es dann soweit. Ich sollte morgens um 06.30 Uhr nüchtern in Balgrist eintreten. Pünktlich erschien ich, aber die Patientenaufnahme war noch geschlossen. Ich meldete mich am Empfang und man bat mich, mich auf der Station F zu melden. Dort angekommen teilte mir die Stationsschwester mit, dass sie kein Zimmer frei hätte und ich mich bis 10.00 Uhr gedulden müssen. "Ich werde aber gemäss Aufgebot um 08.00 Uhr operiert und bin nüchtern!". Nach einem Blick auf den Operationsplan stellten wir fest, dass ich erst gegen 15.00 Uhr operiert werde, da mein Arzt noch 3 Operationen vor mir durchführen werde. "Ja, super!" sagte ich. Ich hatte seit dem Vorabend 22.00 Uhr nichts mehr gegessen. "Man hat vergessen, Ihnen den neuen Operationstermin bekannt zu geben. Aber Sie können sich solange in einem Untersuchungszimmer aufhalten!" Als ich dies verweigerte suchte man mir im Hause ein neues Einzelzimmer. Man wurde in der Paraplegikerabteilung fündig. Kaum dort angelangt, kam eine Schwester ins Zimmer und wollte mir Stützstrümpfe und ein Operationshemd anziehen. Aber auch das wollte ich nicht , da es ja noch acht Stunden bis zur Operation dauern würde.

Da war ja noch ein Draht zu sehen. Verdutzt gab der Arzt zu, einen Draht übersehen zu haben. "Das gibts doch nicht, Sie wollen mich nur ärgern!" Nein, es war die Wahrheit. Er hatte einen Draht übersehen und schlug mir vor, diesen in ca. 6 Wochen in einer weiteren Operation zu entfernen. Da ich gar nicht begeistert war, einigten wir uns, dass ich am nächsten Tag nochmals operiert werde. Aber wenigstens ein Arzt, der einen Fehler zugeben kann, dass rechne ich ihm sehr hoch an. Ich habe ja schliesslich auch schon eine Diskette im Laufwerk meines PC's vergessen rauszunehmen. Nun gut. Am nächsten morgen wurde ich erneut operiert (4. Operation!). Leider wurde mir das "Ruhemittel", welches vor jeder Operation abgegeben wird erst kurz vor der Operation verabreicht. Und als der Narkosearzt die Spritze an meinem Rückgrat ansetzte, verspürte ich grossen Schmerz. Der Narkosearzt meinte, das Mittel wurde zu spät gegeben und wirke noch nicht voll. "Pech gehabt!" Nein, dass dachte ich in diesem Moment nicht. Denn die Nadel war schon halb drin. Es gab kein zurück mehr. Nach 2 Minuten wurde ich dann unempfindlich. Noch während der Operation sagte ich zum Chirurgen. "Ich will den Draht aber sehen, wenn Sie ihn draussen haben!" "Ja, sicher, sie bekommen alle Drähte und die Schraube fein säuberlich gereinigt auf ihr Zimmer!" Ein schlechter Trost, aber immerhin konnte ich mich dann auch anhand eines weiteren Röntgenbildes versichern, dass ich jetzt "wireless" bin.
Die Pechsträhne lies nicht nach. Im Aufwachraum verletzte mich eine Schwester beim Legen des Katheters so schwer, dass ich während längerer Zeit stark blutete und der Katheter wieder entfernt werden musste. Nach einer Stunde wollte mir ein Urologe einen Dauerkatheter legen und mich weitere 3 Tage im Spital behalten. Nun hatte ich aber genug und bestand darauf, mich mit Antibiotika und einer "Always für den Mann" nach Hause zu entlassen. Nach 2 Tagen Spitalaufenthalt, die ich nie vergessen werden, genoss ich zusammen mit meiner Frau zuhause ein herrliches Nachtessen.
Da ein Tag in der Balgristklinik 3'000.00 kostet, habe ich wenigstens die Gesundheitskosten um 9'000.00 reduziert. Das waren die schlimmsten 2 Tage in einem Spital. Ich hatte eben "Pech gehabt" Aber meine Devise lautet:
"What doesn't kill me, makes me stronger!"
Herzliche Grüsse
Heinz Bachmann